Verschlankung des Lehrerbeurteilungs-Systems

Postulat vom 3. April 2012

Kantonsrat, von Samuel Erb

Am 11. März 2012 hat die Stimmbevölkerung des Kantons Schaffhausen die zwangsweise Einführung von Schulleitungen abgelehnt. Die bestehenden, strukturell bedingten Probleme an unseren Schulen verlangen nach anderen, pragmatischen Lösungen.

Das vor ein paar Jahren gesetzlich eingeführte «Lohnabhängie Qualifikations-System LQS» für Lehrer hat sich in der Praxis nicht bewärt. Mit der Umstellung wollte man für Lehrer ein Anreizsystem einführen, das gute und hervorragende Lehrer punkto Lohnentwicklung belohnt. In der Praxis erwies sich das System als nicht praktikabel. Einerseits sind kaum Fälle bekannt, wo die Qualifikation einen direkten Einfluss auf die Entlöhnung hatte. Ausserdem fehlen in den meisten Gemeinden und in der Stadt die personellen Möglichkeiten, die Qualifikationen in der geforderten Gründlichkeit und der geforderten Regelmässigkeit durchzuführen. Die Lehrer-Qualifikation war auch eines der Hauptargumente für die Einführung von Schulleitungen.

Die Lehrerbeurteilung und vor allem das Lehrergespräch hat durchaus seine Berechtigung als Feedback und Förderinstrument. Allerdings sollte Aufwand und Ertrag in einem vernünftigen Verhältnis stehen und die vorhandenen personellen Ressourcen berücksichtigen. Wie eine schlankere Lehrerbeurteilung aussehen könnte, hat uns der Stadtschulrat beispielhaft aufgezeigt: Nach der Ablehnung der städtischen Schulleitungs-Vorlage vor zwei Jahren schlug er wegen der eigenen limitierten Ressourcen vor, die ordentlichen Lehrer-Qualifikationsgespräche auszusetzen und stattdessen «die Unterrichtsbesuche mit anschliessendem Mitarbeitergespräch» zu intensivieren .

Wir bitten den Präsidenten, das folgende Postulat auf die Traktandenliste des Kantonsrates zu setzen:

Der Regierungsrat wird eingeladen, dem Kantonsrat Bericht und Antrag zu erstellen das Lehrerbeurteilungssystem zu vereinfachen. Die direkte Lohnwirksamkeit ist aufzuheben und die Beurteilung stärker auf die Lehrerförderung durch ein Gesprächs-Feedback auszurichten. Die neue Regelung sollte ein gesundes Kosten/Nutzenverhältnis aufweisen.

Auszug aus Medienmitteilung des Stadtschulrates vom 25.06.2010: «Im Weiteren hat der Stadtschulrat einen Bericht zu Handen des Erziehungsrates verfasst, in welchem er eine Entlastung von einigen Aufgaben beantragt. In erster Linie will sich der Stadtschulrat von der Pflicht zur Durchführung der ordentlichen Lehrer-Qualifikationsgespräche (LQS) bis zur kantonalen Einführung geleiteter Schulen befreien lassen. Er intensiviert stattdessen die Unterrichtsbesuche mit anschliessendem Mitarbeitergespräch. Der Stadtschulrat begründet diesen Schritt mit den fehlenden zeitlichen Ressourcen. Eine Beurteilung gemäss LQS-Verordnung benötigt bei seriöser Durchführung rund 10 Stunden Aufwand. Sie hat aber für die betroffenen Lehrpersonen keinen Einfluss auf den Lohn, selbst wenn das LQS mit Bestnoten abgeschlossen wird. Von diesem Entscheid ausgeschlossen sind Mitarbeiterbeurteilungen mit Fördermassnahmen, welche nach wie vor in enger Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Inspektorat durchgeführt werden.»