Minergiestandard: Bringt das teure Öko-Label wirklich was es verspricht?

Kleine Anfrage vom 20. Februar 2018

Grosser Stadtrat Schaffhausen, von Edgar Zehnder

Sehr geehrter Herr Stadtpräsident

Sehr geehrte Dame und Herren Stadträte

 

Die Baufachkommission liess sich am 23.08.2017 vom St. Galler Kantonsbaumeister über das so genannte „St. Galler Modell“ für Bauprojekte informieren. Ein entsprechendes Postulat zur Prüfung des Prozesses für die Stadt wurde von der Baufachkommission eingereicht und wartet auf die Beratung im Parlament.

Interessant war zu erfahren, dass durch die mit dem Prozess genauer angeschauten Betriebskosten dazu führten, dass der Kanton St. Gallen seit Jahren auf den Minergiestandard verzichtet. Erfahrungen aus der Bau- und Immobilienbranche zeigen, dass die durch die intensivere Wärmedämmung versprochenen Energieeinsparungen in Wirklichkeit so gut wie nie erreicht werden und vielerorts auch Probleme mit der erwarteten Zimmertemperatur bestehen. Wirtschaftlich lohnt sich der Minergiestandard meistens nicht, ökologisch ist das Label – an dem einige gut verdienen – höchst fragwürdig. Auch viele Benutzer schätzen es nicht, wenn die Fenster nicht mehr geöffnet werden dürfen. Dies hat die Stadt eindrücklich am Beispiel des Alterszentrums Künzle Heim feststellen müssen. Beim Schulhaus Breite musste mit Nachtragskredit eine aufwändige Lüftung geplant werden.

Es ist in der Baubranche ein offenes Geheimnis, dass das Label Minergie den Herausgebern und einigen Lieferanten viel Geld in die Hände spielt und sich Investoren und Politiker damit ein schönes Ökoimage verschaffen können. Wirtschaftlich und auch ökologisch macht der Standard aber keinen Sinn.

Die Stadt baut seit längerem konsequent nach dem Minergie-Standard und sollte entsprechend über Erfahrungen verfügen, die es erlauben, ein Fazit zum Minergiestandard zu ziehen.

In diesem Zusammenhang bitte ich um die Beantwortung der folgenden Fragen:

1. In einer Tabelle bitte ich um folgende Daten und Zahlen:

a. Welche Bauten hat die Stadt in den letzten zehn Jahren nach dem Minergiestandard erstellt?

b. Welche Mehrinvestitionen wurden bei jeder dieser Bauten infolge des Minergiestandards ausgelöst?

c. Welche Einsparungen wurden bei jeder dieser Bauten durch den Minergiestandard versprochen?

d. Welche Einsparungen wurden bei jeder dieser Bauten in der Realität erreicht?

e. Wie hoch wird der Mehraufwand für den Unterhalt beziffert?

2. Wie sind die Erfahrungen der Nutzer mit Minergiebauten?

3. Will der Stadtrat basierend auf diesen Erkenntnissen am Minergiestandard festhalten? Gibt es Alternativen?

 

Für Ihre umgehende Antwort danke ich Ihnen im Voraus bestens.