«Ehe für alle»: Bürgerliches Komitee will Gleichstellung

6. September 2021

Ein Schaffhauser Komitee aus SVP, FDP und Junger SVP spricht sich für die «Ehe für alle» aus. Es sei nicht am Staat, den ­Bürgern vorzuschreiben, wie und mit wem sie leben sollen.

Von Andrea Tedeschi, Schaffhauser Nachrichten

Sie wollen die Ungleichbehandlung für homosexuelle Paare in der Ehe und in der Fortpflanzungsmedizin beseitigen: Vertreter aus drei Schaffhauser Parteien haben sich zu einem bürgerlichen Komitee für die «Ehe für alle» formiert. Am Mittwoch präsentierten sie zu fünft ihre Argumente: Urs Wohlgemuth (Präsident Kantonalpartei FDP), Andrea Müller (Präsidentin Kantonalpartei SVP), Hermann Schlatter (Fraktionspräsident SVP Stadt Schaffhausen), Thomas Hurter (Nationalrat SVP) und Lara Winzeler (Vorstands­mitglied Kantonalpartei Junge SVP). Die SVP Kanton Schaffhausen stellt sich gegen die Mutterpartei, die für die Abstimmung vom 26. September die Nein-Parole beschlossen hat. Die Junge SVP Schweiz hat stimmfreigabe beschlossen.

«Wenn sich zwei Menschen lieben, sollte ihnen der Gesetzgeber nicht im Weg stehen», sagte Hermann Schlatter. «An der Ehe ändert sich nichts, einzig die gleichgeschlechtlichen Paare erhalten dieselben Rechte.» Heute ist die Ehe nur zwischen Mann und Frau möglich. Mit der Gesetzesänderung dürften auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten. Sie bekämen die gleichen Rechte wie heterosexuelle Paare, ausländische Ehepartner könnten sich in der Schweiz erleichtert einbürgern lassen oder ein Kind adoptieren. Auch bekämen Frauenpaare Zugang zur Samenspende in der Schweiz.

Die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen, sei ein längst überfäl­liger Schritt, sagte Urs Wohlgemuth. Das Familienmodell sei bereits in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen. «Die rechtliche Ungleichbehandlung von Homosexuellen ist eine Diskriminierung, die es zu beseitigen gilt.»

Lara Winzeler hob vor allem die rechtliche Absicherung hervor. «Die zivile Ehe ist kein gleichwertiger Ersatz zur eingetragenen Partnerschaft.» Niemand verliere etwas, aber alle gewinnen.

Thomas Hurter sagte, es sei nicht am Staat, den Bürgern vorzuschreiben, wie sie ihre Partnerschaft zu leben hätten. «Haben sich zwei Menschen gern, sollen sie die gleichen Rechte und Pflichten haben.» Kinder, die in Regenbogenfamilien aufwüchsen, seien genauso problemlos unterwegs wie Kinder aus Patchworkfamilien oder die nur bei der Mutter aufgewachsen seien. «Für ein Kind ist Liebe, Zuneigung und Geborgenheit wichtig.»

Die «Ehe für alle» beseitige zudem einen Missstand, sagte Andrea Müller. «Frauen können sich heute ihren Kinderwunsch im Ausland über eine anonyme Samenspende erfüllen.» Ein Kind soll aber auch erfahren, wer sein Vater ist. Das würde mit dem Zugang zu einer Samenspende in der Schweiz möglich. Zudem erhielten schwule Paare das Adoptionsrecht. «Es ist besser, die Ungleichheit im eigenen Land zu lösen, als die Paare ins Ausland zu schicken.»

Dass die «Ehe für alle» ein Präjudiz für die Leihmutterschaft schaffe, glaubt Thomas Hurter nicht. «Die Leihmutterschaft findet politisch keine Mehrheit.»