Viel Publikum an Podium Massentierhaltungsinitiative

Strohballenarena in Neunkirch zur Massentierhaltungsinitiative

23. August 2022 von Markus Müller

Strohballenarena in Neunkirch

In der vom Schaffhauser Bauernverband und der SVP einberufenen „Strohballenarena“ diskutierten Befürworter und Gegner der Massentierhaltungsinitiative über den in drei Wochen zur Abstimmung kommenden Volksvorstoss. Die vier Podiumsteilnehmer, darunter der Thaynger Landwirt Christian Müller, brachten ihre Argumente engagiert aber fair ein.

Bericht der Klettgauer-Zeitung zur Strohballenarena

Das Thema bewegt und weckt Emotionen. Entsprechend gross war die Teilnahme an der von der Schaffhauser SVP, der Jungen SVP und dem Schaffhauser Bauernverband organsierten Strohballenarena in Neunkirch zur Massentierhaltungsinitiative über die am 25. September abgestimmt wird. SVP Kantonalpräsidentin und Bäuerin Andrea Müller aus Thayngen konnte neben den Podiumsteilnehmern Laura Spring und Kurt Brunner, beides Befürworter der Volksinitiative sowie Nationalrat Mike Egger und Landwirt und Rindermäster Christian Müller, Gegner der Vorlage, über 140 Zuhörer begrüssen. Der Anlass wurde von der Politologin und Soziologin Franca Burkhardt moderiert. Sie gab einleitend einen Überblick über Inhalt und Folgen der Tierschutzinitiative. Vorweggenommen, es war eine Schaffhauser Arena. Fair, informativ und anständig im Umgang miteinander. Kurt Brunner, Umweltnaturwissenschaftler und Betreiber eines Demeter Landwirtschaftsbetriebs in Hallwil befürwortet die Volksinitiative. Sie stosse die Diskussion an um ein bestehendes Problem, nämlich dass man in der Schweiz die Nährstoffe nicht mehr im Griff habe und Gewässer und Umwelt immer mehr belastet werden durch Überdüngung. Einschränkungen speziell in der Poulet- und Schweinemast seien nötig während Rindermast kaum und die Beweidung der Grünflächen gar nicht betroffen seien. Die Luzerner Agronomin und Luzerner Kantonsrätin Laura Spring zeigte Verständnis für die Ängste der Landwirte über eine Annahme der Initiative, betonte aber auch, dass etwas geschehen müsse um die Belastung der Gewässer zu reduzieren mit einer Reduktion der Tiermasse. Beide appellierten auch an das Konsumverhalten.

Nicht Tierschutz sondern Volkserziehung im Vordergrund

Nationalrat und Fleischverarbeitung Fachmann Mike Egger warnte vor grösseren kaum auf Tierschutz überprüfbaren Import von tierischen Lebensmitteln aus dem Ausland im Falle einer Annehme der Massentierhaltungsinitiative. Er wies darauf hin, dass die Schweiz bereits jetzt die strengsten Vorschriften betreffend Tierschutz und Hilfsstoffen hat. Auch die Topografie der Schweiz bestimme die Nutztierhaltung und das grosse Bevölkerungswachstum lasse die landwirtschaftlich nutzbare Fläche ständig kleiner werden. Christian Müller als direkt betroffener Landwirt unterstellte der Initiative, dass es weniger um Tierschutz gehe, der sei bereits auf sehr hohem Niveau, sondern um eine eigentliche Umweltschutz- und Volkserziehungsinitiative. Produzierende Landwirte würden durch die Vorschriften Inflation und den daraus resultierenden Papierkrieg erdrückt. Grosse Investitionen würden bereits nach wenigen Jahren wieder in Frage gestellt. „Die Initiative ist so weit gefasst, dass wir Angst haben, dass beliebig viele willkürliche Vorschriften und Einschränkungen daraus abgeleitet werden bei einer Annahme“, bemängelte er die seiner Meinung nach schludrig formulierte Volksinitiative die auf Emotionen abziele. Alle Podiumsteilnehmer waren sich, auch nach der Beantwortung von Fragen aus dem Publikum, einig, dass es wichtig sei miteinander zu sprechen.