Damit Schaffhausen lebendig bleibt!

Leserbrief von Daniel Preisig zur Verhinderungspolitik des Stadtrates beim Public Viewing.

20. Juli 2007 von Daniel Preisig

Die Tragödie um das Public Viewing in Schaffhausen nimmt seinen Lauf. Nach der Verbannung der Veranstaltung aus der Altstadt (der Herrenacker wäre der ideale Veranstaltungsplatz) hatte sich der Stadtrat daran gemacht, den potenziellen Veranstaltern mit einem schikanösen Auflagenkatalog auch noch das letzte Fünkchen Investitionslust auszutreiben: In den 30 Schikanierparagrafen wird u. a. allen ernstes verlangt, dass Musik nur in Hintergrundlautstärke gespielt werden darf. Auf der anderen Strassenseite darf das Beamtenohr nichts mehr hören (sic!). Man stelle sich vor, wie die Schweizer Nationalmannschaft ein Spiel gewinnt und in Schaffhausen darf nicht gefeiert werden! Zu denken geben auch die finanziellen Rahmenbedingungen. Während Zürich alleine 6 Mio. und das Projekt UBS-Arena pro Standort durchschnittlich 1 Mio. Franken investieren, sollte der potenzielle Schaffhauser Veranstalter auch noch draufzahlen! Vorgaben zur Qualität des Anlasses (wie z.B. Grösse und Qualität der Videowand, tiefer Eintritt etc.) sucht man in der unbeliebten Ausschreibung hingegen vergeblich. Offenbar ist es dem Stadtrat nur wichtig, dass kein Lärm, kein Dreck und keine Kosten entstehen. Alles Vorgaben, die notabene dann am besten erfüllt sind, wenn der Anlass überhaupt nicht statt findet.

Offensichtlich scheint der Stadtrat sein Ziel nun endgültig erreicht zu haben: Es liegt keine einzige Bewerbung vor! Mit einer unglaublichen Interpretation aus dem Stadthaus versucht man dem Public Viewing endgültig den Garaus zu machen: «Vielleicht reift die Erkenntnis, dass eine solche Veranstaltung hier gar keinem Bedürfnis entspricht…» lässt die Verwaltung ausrichten (vgl. SN vom 20.07.07). Dass man es mit den Auflagen ein bisschen zu bunt getrieben hat, wird im Stadthaus vehement abgestritten. Es ist zum davonlaufen!

Diese Verhinderungspolitik im Bereich kultureller Anlässe hat System, wenn die Verwaltung Nein meint und Ja sagen will. Man verbietet eine Veranstaltung nicht direkt. Das ist toll: Der Stadtrat kann in die Mikrofone sagen: «Ja! Wir sind dafür!». Kaum sind die Mikrofone aus, wird an den Auflagen geschraubt, bis den Veranstaltern die Luft ausgeht und sie das Handtuch werfen müssen. Auf diese Weise gehen der Stadt und somit der ganzen Region wichtige Veranstaltungen verloren. Besonders bedenklich dabei ist, dass bereits im März der Stadtrat im Parlament darauf aufmerksam gemacht wurde, es mit den Auflagen nicht zu übertreiben, da Schaffhausen sonst riskiert, in Sachen Public Viewing ganz leer auszugehen. Doch der Stadtrat schlug sämtliche Warnungen in den Wind.

«Zürich wird vibrieren!» meinte ein begeisterter Stadtpräsident Ledergerber bei der Präsentation des Zürcher Public Viewing Konzeptes. In unserem Schaffhausen dagegen – so drängt sich das bittere Gefühl auf – darf in dieser Zeit nur geschlafen werden. Schade für Schaffhausen.

Warum nur gibt sich der Stadtrat so unkooperativ? Es ist an der Zeit, dass im Stadthaus ein Umdenken stattfindet. Damit Schaffhausen lebendig bleibt.